Dienstag, 9. November 2010

Nach reichlich zwei Jahren Asien war es für Gregor mal wieder an der Zeit, in der Heimat vorbei zu schauen.
Jedoch nicht nur wegen des in China vermissten Sauerkrauts oder Pilsners.
Das Reeperbahnfestival in Hamburg bildete einen nicht minder guten Anlass. Neben dem umfangreichen Line Up sehr sehenswerter Bands, veranstaltete das American Poster Institut seine fünfte Flatstock-Gigpostermesse für Europa.
Eine ganze Latte namhafter Studios gaben sich ein Stelldichein und dem passionierten Sammler Gelegenheit nach neuen Schätzen zu stöbern.

Die Spectery nahm hierbei zum ersten Mal Teil. Da das Angebot im Vergleich zu den anderen Künstlern noch recht überschaubar ist, schien es sinnvoll sich für´s erste einen der Stände
mit einem geschätzten Kollegen zu teilen. Darum muss an dieser Stelle auch auf Diego Mena aus London hingewiesen werden, der nicht nur grossartige Plakate zu gestalten weiss, sondern auch ein äusserst liebenswürdiger Zeit- und Standgenosse ist.

Im Vorfeld haben viele der Designer sich eine Band aus dem Veranstaltungsprogramm herausgepickt und eigens für deren Auftritt ein Poster verfertigt.
Da Spectery und Idle Beats eigentlich zwei Studios sind, nahmen sich die Damen und Herren das Recht gleich zwei Shows zu übernehmen.

 Nini Sum kreierte dieses schöne Stück für das US-Ensemble Deer Tick.


Clemens machte sich zu Jochen Distelmeyer, bekannt als Kopf der Hamburger Gruppe Blumfeld, Gedanken. Da es zum guten Ton gehört, dass jedes Studio noch ein extra Flatstock-Poster erstellt, klemmte sich auch Gregor noch einmal hinters Zeichenbrett um Folgendes zu Papier zu bringen.


Letzteres wurde in einer nächtlichen Hauruck-Aktion im Dresdner Wildsmile Studio gedruckt, wobei die Brüder endlich einmal gemeinsam den Drucktisch malträtieren konnten.


Alles in allem erzählte man uns von herrlichen drei Tagen, mit durchwachsener Wetterlage, aber grossartiger Stimmung auf dem Platz und Unmengen von Hamburger Astra-Pils. Vielleicht sollten die Fotos einfach für sich sprechen.






Samstag, 6. November 2010

Wie im vorangegangenen Artikel angekündigt hier nun der zweite Teil der Nachbereitung der letzten Monate.

Für Idle Beats in Schanghai gings gleich nach dem Einstieg mit dem Shackleton Poster munter weiter, was die Plakatreihe für den Shelter betraf.
Gleich im Anschluss gestaltete Gregor eins für die finnischen Dubstep-Virtuosen Clouds und Desto. Danach lud das deutsch/malayische Duo Arabyrd and Cee, zum Basskuscheln in den Shelter, wofür Christian Schwanz a.k.a. Cee gleich sein eigenes Artwork bei Idle Beats in den Druck gab.

Anschliessend war dann auch endlich einmal Nini an der Reihe, die ja die ganze Sache immerhin eingerührt hatte und legte dieses psychedelische Hammerdesign hin.






















Für die Glasgower von Kode Nine im August steuerte Christo Moya ein ausgesprochen technisches Artwork bei, dass zur Abwechslung eine zurückhaltendere Farbgebung erhielt.

Ob dieser Aktivitäten hatten sich die Ambitionen des Studios rasch in der, für die Grösse der Stadt erschreckend überschaubaren, lokalen Musik- und Kunstszene herumgesprochen, so das die Schanghainer Konzertagentur Split-Works auf dessen Arbeiten aufmerksam wurde.
Nach einem ersten Gesprächstermin vereinbarte man, das Ganze mit einem Siebdruckplakat für die zu diesem Zeitpunkt in Planung befindliche China-Tour des kanadischen Elektropop-Ehepaars Handsome Furs anzutesten.
Extra für das Schanghai-Konzert im Yu Yin Tang-Livehouse nahm man deshalb den ersten Vierfarbdruck in Angriff. Somit eine Premiere in jeglicher Hinsicht.
Das Motiv ist von Gregor gestaltet worden, der sich hierfür von Schanghaier Veranstaltungs- und Werbeplakaten der 30er Jahre inspirieren liess.
































































Nicht unerwähnt sollte ein Gigposter für ein Nebenprojekt der Wooden Shjips aus San Francisco bleiben. Moon Duo haben sich ja bereits, ebenso wie Wooden Shjips selbst, über den Status des Geheimtipps erhoben und werden mittlerweile in Indie-Kreisen frenetisch gefeiert.
Deshalb sind Ripley und Sanae nach der WS-Europa Tournee gleich auf dem alten Kontinent geblieben um noch ein paar Moon Duo-Shows dranzuhängen.

Da man mit der Spectery inzwischen guten Kontakt pflegt, bot es sich einfach an, einen Schub für eines der Israel-Konzerte verfertigen zu lassen. Dieses Schmäckerchen hatte Gregor auch gleich an sich gerissen, der sich wegen der wohlwollenden Kritiken zu den zwei vorangegangen Arbeiten für die Amis, gleich zum Psychedelic-Experten erklären musste und Anfragen der Kollegen schlichtweg ignorierte.













































Es sei der Leserschaft überlassen, selbst zu entscheiden ob er mit diesem Beitrag dem eigenen Anspruch gerecht geworden ist.

Allerdings stand dieser Aktion kein günstiger Stern zur Seite. Diesmal klappte alles beim Druck wunderbar. Auch die Kommunikation mit den Leuten vom Uganda, dem veranstaltenden Klub in Jerusalem, kann nur als grossartig bezeichnet werden. Diese hatten sogar angeboten eine kleine Plakatausstellung von Spectery bzw. Idle Beats im Rahmen des Konzertes zu organisieren. Eine Möglichkeit, die man sich keinesfalls entgehen lassen wollte.
Allerdings hatte man nicht mit den eigenen Ideen der deutschen Post gerechnet, welche beliebte das Paket, den Adressaten keine weitere Beachtung schenkend, nach Australien zu schicken, wo es bis zum Konzerttermin in der örtlichen Zollbehörde verblieb.

Sei es drum. Das Leben, oder besser, der Terminplan setzt neue Herausforderungen. Darum freuen wir uns auf  den Bericht von der diesjährigen Flatstock im September, einer international renommierten Siebdruckpostermesse, welche mit Studios aus aller Welt seine Gäste zum Reeperbahn-Festival in Hamburg bat und zu der sich das (inzwischen zum Trio angewachsene) Unternehmen selbst einlud.

Dienstag, 26. Oktober 2010





Je nun! Aufgrund einer langen intermedialen Abgeschiedenheit, begründet durch gewisse Einschränkungen des Zugangs zum Internet von China aus, ist durch die fehlenden Informationen ein schwer zu überbrückendes Loch in der Chronologie entstanden.
Zumindest ist seit Gregor´s Rückkehr nach Schanghai, letzten Dezember, soviel geschehen,
dass sich dies unmöglich in einem einzelnen Artikel verarbeiten lässt.
Deshalb wird das letzte dreiviertel Jahr in zwei Teilen verarbeitet. Hier nun Teil 1:

Nach seiner Ankunft setzte Gregor seine bis dato erfolglose Suche nach einem örtlichen Siebdruckstudio fort, welche noch bis in den Februar hinein auch erfolglos bleiben sollte.
Die Möglichkeit, im Dresdner Wildsmile-Studio drucken zu dürfen, hat sich für die Brüder
zwar als glückliche Fügung erwiesen, doch da man dort auch noch andere Dinge zu tun hat,
und Gregor nicht zuletzt selbst das Rakel schwingen möchte, tat eine entsprechende Möglichkeit vor Ort Not.

Ein Hoffnungsschimmer glomm Mitte Februar auf, als dieses Zeitungsinserat einen Siebdruck-Workshop anpries, bei welchem, zumindest suggerierte das der Inhalt der Anzeige,  man seine eigenen Motive drucken könne.
Daraufhin rückte Gregor mit seinem USB-Stick dort an, in der Hoffnung dort einen vielfarbigen Kunstdruck ins Werk setzen zu können. Schon die Idee allein bezeugt, in welch unirdischen Gefilden der sogenannte Herr Künstler mit seinen Vorstellungen dahingaukelt.

Es sollte sich nämlich herausstellen, dass es sich bei besagtem Workshop um eine Art Massenveranstaltung handelte, bei welcher einer grossen Anzahl von Leuten das Siebdruckverfahren im Groben erklärt wurde, wonach diese auf bereitgelegten Zetteln, vorgegebene Motive durchrakeln konnten. Dies mit reichlich Bier und lauter Musik. Der Nervenkitzel bei der Sache war, keine Farbe auf seine Klamotten zu bekommen.
Alles in allem eine Veranstaltung die eher den Charakter eines Bastelnachmittags hatte, anstatt auf fachlichem Erkenntnis - bzw. Erfahrungsgewinn abzuzielen.
Im Rahmen dessen gab es noch eine Verkaufsausstellung des gastgebenden Studios, Idle Beats mit Namen.

Auch wenn sich die Sache nicht so darstellte, wie Gregor sich das vorgestellt hatte, kam er anschliessend mit Nini Sum, der Veranstalterin des Themennachmittags, Leiterin, Verkaufsmanagerin, sowie Grafikerin und Druckfachkaft in Personalunion bei Idle Beats, ins Gespräch. Die Unterhaltung war von Sympathie und gegenseitigen Interesse für die Arbeit des jeweils anderen geprägt. Obwohl sich Nini sehr für Gigposter begeistert, hatte sie noch keine Gelegenheit Eines zu gestalten bzw. zu drucken. Überhaupt stünde Idle Beats noch recht am Anfang, was anhand der beim Workshop zu Verfügung gestellten Arbeitsmaterialien schon zu vermuten war. So ging man diesen Abend mit dem Versprechen auseinander, bald einmal gemeinsame Projekte anzugehen.

Entgegen der üblichen Unernsthaftigkeit die man solcherlei Versicherungen beimisst, kam es dazu dann doch schneller als man überhaupt zu hoffen gewagt hatte.
Just zu dieser Zeit machte sich nämlich das Shelter, ein ortsansässiger Technoklub, anheischig einmal im Monat zu bestimmten Veranstaltungen ein Siebdruckplakat in geringer Auflage zu Promotionszwecken in Auftrag zu geben. Diese sollten in wechselnder Folge von lokalen Künstlern gestaltet und bei Idle Beats gedruckt werden.
Zu diesem Zweck trafen sich Nini und Gregor gleich eine Woche darauf im Studio. Bei diesem historischen Termin wurde das wahrscheinlich erste Gigposter (nach neumedialer Definition) von Schanghai gedruckt.
Shackleton ein Dubstep-Liveact aus UK spielte auf, wofür Zeke Clough das Posterdesign erarbeitete.

In den folgenden Wochen und Monaten sollten noch einige weitere Plakate zu dieser Reihe entstehen, doch erstmal nach Dresden.

Der Leser wird sich an das im vorigen Artikel erwähnte Wooden Shjips-Poster für die New Haven-Show erinnern. Hierüber ist es zum Kontakt mit der Band gekommen, welcher das Plakat derart gut gefiel, dass diese auch gleich einen Schub Siebdrucke zur geplanten Europatournee in die vertrauensvollen Hände der Gebrüder legten.
Nach den selbstgestellten Ansprüchen von Gregor, musste das Ganze diesmal noch bunter, noch psychedelischer ausfallen. 
Für den Versuch das Motiv zu erklären, müsste man relativ weit ausholen, wobei sowohl die Syrianer von Beteigeuze als auch der CIA, Sexualmagie und selbstverständlich LSD die terminalen Grundpfeiler ausmachen würden.
Wir wollen jedoch dem Leser nicht mit Dingen die Zeit stehlen, welche wohl (neben Pornoseiten) 80% der Inhalte im Internet auszumachen scheinen, sobald man nur diese Schlüsselbegriffe googelt.

Ziemlich knapp danach flatterte der Auftrag, ein Siebdruckposter zur Premiere des Films „Died Young, Stayed Pretty“ zu produzieren, ins Haus.DieTatsache, dass selbiger das Gigpostermovement in Übersee zum Thema hat, dürfte diese Maßnahme ausreichend rechtfertigen.
Da Gregor zu diesem Zeitpunkt noch an der Wooden Shjips-Europa Tour zu knabbern hatte, musste hierfür Clemens das erste Mal beim Motiv ran.
Das Ergebnis kann sich, nach Meinung der Redaktion, mehr als nur sehen lassen.
„Auf jeden Fall eine spannende Geschichte, denn warum Siebdruckplakate nur für Konzerte gestalten? Das Medium Kinofilm bietet nicht weniger Potential.“, lamentierte Gregor Körting bei der Besprechung dazu.

Zwischendurch gab es noch eine erwähnenswerte Sache, welche jedoch weniger, ja eigentlich nichts mit Siebdruck und Rock n´Roll zu tun hat.
Im Dresdner Szenelokal „Altes Wettbüro“ wurde nämlich eine Wandmalerei gewünscht, wofür sich Clemens, der Malerfreund Dominik Meyer und Jacob, ein weiterer Bruder, bereit erklärten, eine derartige Gestaltung zu übernehmen. Ob des engen Zeitfensters für die Realisierung, musste diese Aktion auch recht fix über die Bühne gehen.

In Schanghai ließ sich derweil die Posterreihe für´s Shelter als gute Gelegenheit an, den Eingeborenen das Begehrenswerte an handgedruckten Veranstaltungsplakaten zu vermitteln.
Zum Einen bekamen sowohl Nini als auch Gregor die Gelegenheit ebenfalls ein Plakat zu gestalten. Doch das nicht genug, hatte Idle Beats die Zustimmung des Klubs ihre Arbeiten an einem Stand während der Show anbieten zu können, wobei man vor allem mit den Besuchern des Ladens ins Gespräch und damit ins allgemeine Gerede kam. Hieraus ergaben sich eine ganze Anzahl neuer Perspektiven für die brandneue Kollaboration.


Auch der erste Termin für Übersee, The Pains of Being Pure at Heart auf der Daniel Street in Milford CT, hätte eine super Sache sein können, wenn sie nicht zu einem totalen Reinfall geraten wäre.
Als Grund hierfür wären vielleicht die bescheidenen Mittel des noch jungen Studios anzugeben. Aber in erster Linie fiel die „super-Sache“ der fast schon krankhaften Experimentierlust des Gregor Körting zum Opfer.
Wenn das Design sich nicht schon an der Grenze des Nachvollziehbaren bewegte, dann
hatten die Pläne für Druck und das zur Verwendung bestimmte Material, welche
schlicht die Fähigkeiten der Beiden überforderten, das Projekt zum Scheitern gebracht.

Gedruckt werden sollte mit drei halbtransparenten Ebenen, auf einem chromsilbernen Karton, von dem Nini noch in dunkler Vorausahnung abriet, als sich Gregor im Papierhandel in ihn verliebte. Nicht nur, dass der erträumte, durch alle Ebenen durchschimmernde Metalliceffekt ausblieb . Nein, schlimmer noch, der Mist trocknete auf dem völlig unsaugendem Untergrund nicht ab und ist klebrig bis auf den heutigen Tag.
Anschliessend konnte man sich diese Niederlage nur noch mit den gewonnenen Erfahrungswerten schönreden. Naja, selber schuld!